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    26.

    Das Centrum für Reisemedizin informiert...

     

    Aktuelle Meldungen zum Neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2 )...

    Ausgehend von der Millionenstadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei hat sich seit Anfang Januar die Infektion mit dem zuvor unbekannten Coronavirus SARS-CoV-2 ausgebreitet. Die ersten Patienten waren bereits Ende Dezember erkrankt. Sie zeigten Symptome einer atypischen Lungenentzündung, häufig mit Fieber, Unwohlsein, trockenem Husten und Kurzatmigkeit.

    Seitdem ist die Zahl der bestätigten Fälle in China auf ca. 78.200 gestiegen, die meisten davon stammen aus der Provinz Hubei inkl. Wuhan. 2.718 Menschen sind verstorben, darunter sind auch ein US-Amerikaner und ein Japaner. Mehr als 1.710 Angehörige des medizinischen Personals sind erkrankt, es gab 6 Todesfälle. Insgesamt sind 31 Provinzen und die Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau betroffen, sowie die Städte Peking, Shanghai, Tianjin und Chongqing.

    Am 12. Februar haben die chinesischen Behörden ihre Methoden zur Erfassung der Fallzahlen geändert, dadurch kam es zu einem sprunghaften Anstieg um etwa 14.840 Betroffene und 242 Todesfälle in Vergleich zum Vortag. Gezählt wurden nun auch klinische Diagnosen, u.a. mit positivem Befund eines Röntgenbildes der Lunge. Nach einer erneuten Änderung der Erfassungsmethode am 20.2. wurde nur noch etwa ein Viertel der Neuinfektionen im Vergleich zum Vortag gezählt. Klinische Diagnosen werden nun nicht mehr als bestätigte Fälle gewertet.

    Die Kurve der Fallmeldungen zeigt in den vergleichbaren Zeiträumen vor bzw. nach den Änderungen der Zahlweisen eine abflachende Tendenz. Es bleibt abzuwarten, ob dies das erste Zeichen eines Abklingens der Epidemie ist, wie es auch bei SARS beobachtet wurde, oder ob es zu einem erneuten Anstieg kommen wird.

    Mehrere Städte wurden unter Quarantäne gestellt. Der öffentliche Verkehr wurde eingestellt. Internationale Fluggesellschaften, u.a. Lufthansa haben die Flüge von und nach China gestrichen.

    In 38 Ländern wurden ca. 2.790 weitere Infektionen registriert, die meisten davon wurden aus China exportiert. 44 Menschen sind verstorben. Thailand meldete am 14. Januar in Bangkok die erste Infektion außerhalb Chinas, in den USA wurde der erste Fall außerhalb Asiens verzeichnet und in Europa trat das Virus zuerst in Frankreich auf. Die ersten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen außerhalb Asiens wurden in Deutschland beobachtet. Mitte Februar wurde ein Fall in Ägypten bestätigt, es ist die erste Infektion in Afrika. Auf den Philippinen gab es Anfang Februar den ersten Todesfall außerhalb Chinas. Mitte Februar ist in Frankreich ein chinesischer Tourist verstorben, es war der erste Todesfall in Europa.

    Nachdem an Bord des Kreuzfahrtschiffs Diamond Princess mehrere Verdachtsfälle gemeldet wurden, stand das Schiff mit etwa 3.700 Passagieren und Crew-Mitgliedern im Hafen von Yokohama (Japan) unter Quarantäne, inzwischen hat die Ausschiffung begonnen. Es wurden mindestens 691 Infektionen und 2 Todesfälle bestätigt.

    Innerhalb weniger Tage sind Ende Februar in Norditalien die Fallzahlen rasant gestiegen, es wurden 322 Erkrankungen und 11 Todesfälle gemeldet. Betroffen sind die Regionen Lombardei, Venetien, Emilia Romagna, Piemont, Friaul-Julisch-Venetien und die autonome Provinz Trient, dort wurden einzelne Gemeinden abgeriegelt, Schulen und Universitäten vorübergehend geschlossen und Großveranstaltungen abgesagt.

    Das ECDC meldet bis zum 25. Februar insgesamt 276 Fälle aus folgenden europäischen Ländern: Italien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Finnland und Schweden. Lokale Übertragungen gab es außer in Deutschland auch in Italien, Frankreich und Großbritannien.

    Einige Länder haben Einreisebeschränkungen erlassen, u.a. USA, Japan, Australien und die Philippinen. In Singapur, Indonesien und anderen Ländern sind auch Transitreisende von den Vorschriften betroffen. Eine aktuelle Liste hat die International Airlines Travel Association (IATA) veröffentlicht.

    Der Notfallausschuss der WHO hat am 30.01.2020 eine internationale Gesundheitsnotlage ("Public Health Emergency of International Concern" PHEIC) ausgerufen.

    Situation in Deutschland

    Am 25. Februar wurde je eine Infektion in Baden-Württemberg und NRW bestätigt. Ein 25-jähriger Mann aus dem Landkreis Göppingen hat sich vermutlich während einer Italienreise in Mailand angesteckt. Er wurde in einer Klinik isoliert und behandelt. Ein Mann aus Erkelenz (Kreis Heinsberg) hat eine schwere Lungenentzündung entwickelt und wird in der Uniklinik Düsseldorf behandelt. Seine Ehefrau hat ebenfalls Symptome entwickelt, das Testergebnis steht noch aus. Die Ansteckung könnte durch den Kontakt zu einem Bekannten erfolgt sein, der sich zuvor in China aufgehalten hatte.

    Am 28. Januar wurde die erste Infektion in Deutschland bestätigt. Ein 33-jähriger Mann aus Bayern hatte sich bei einer chinesischen Kollegin infiziert, Mitte Februar konnte er aus der Klinik entlassen werden. Inzwischen wurde die Infektion bei 13 weiteren Personen aus dem Umfeld der Firma nachgewiesen, darunter sind auch 2 Kinder sowie die Ehefrau eines Patienten. Die Frau aus Shanghai hatte vor ihrer Reise nach Deutschland Kontakt zu ihren Eltern, die in Wuhan leben. Nach ihrer Rückkehr wurde bei ihr 2019-nCoV nachgewiesen. Bei einem deutschen Urlauber auf der spanischen Insel La Gomera wurde das Virus nachgewiesen. Er hatte zuvor Kontakt zu einem der Fälle in Bayern.

    Am 1. Februar wurden im Rahmen einer Evakuierungsmaßnahme 100 deutsche Staatsbürger, 22 Chinesen, ein US-Amerikaner und ein Rumäne aus Wuhan nach Deutschland gebracht. Sie konnten am 16.2. die Quarantäne verlassen. Bei freiwilligen Tests wurden 2 Infektionen bestätigt. Bisher sind die betroffen symptomlos und werden in einer Frankfurter Klinik beobachtet. Am 8. Februar wurden 20 Deutsche im Rahmen eines britischen Evakuierungsflugs nach Europa und weiter nach Berlin gebracht gebracht. Bei den 16 Erwachsenen und 4 Kindern konnte das Virus nicht nachgewiesen werden. Sie bleiben trotzdem für 14 Tage isoliert. In einem Hotel in Kirchheim/Teck (Baden-Württemberg) wurden am 26. Februar 10 Erwachsene, 4 Kleinkinder und ein Baby nach ihrer Rückkehr aus China unter Quarantäne gestellt. Sie wurden bereits mehrfach negativ auf das Coronavirus getestet.

    Das RKI rechnet mit einem Import von weiteren Fällen nach Deutschland. Außerdem seien weitere Übertragungen, Infektionsketten, lokale Infektionsgeschehen und Ausbrüche in Deutschland möglich. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung wird vom RKI in Deutschland aktuell als gering bis mäßig eingeschätzt.

    Epidemiologie, Übertragung

    Die WHO hat, entsprechend eines Vorschlags des International Committee on Taxonomy of Viruses, das bisher unbekannte Coronavirus mit der vorläufigen Benennung 2019-nCoV offiziell als SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2) benannt. Das Virus ist weitläufig mit SARS-CoV verwandt, welches 2002/2003 eine Epidemie ausgelöst hatte.

    Die durch SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung bekam am 11. Februar von der WHO die Bezeichnung COVID-19 (Corona Virus Disease 2019).

    Aufgrund der Tatsache, dass ein Großteil der Betroffenen den lokalen Fischmarkt in Wuhan besucht oder dort gearbeitet hatte, wird ein tierisches Reservoir des Erregers vermutet. Die ursprüngliche Infektionsquelle konnte noch nicht sicher identifiziert werden. Die Vermutung, dass das Virus über den Verzehr von Schlangen auf Menschen übergegangen ist, wurde inzwischen revidiert. Fledermäuse gelten als wahrscheinlichstes ursprüngliches Erregerreservoir, da sie generell als Träger für Coronaviren dienen.Die meisten Infektionen werden von Mensch zu Mensch übertragen. Bereits bei leichten Symptomen sind Patienten infektiös und können das Virus verbreiten.

    Die chinesischen Behörden haben mehrere Städte unter Quarantäne gestellt und das Tragen von Gesichtsmasken an einigen Orten zur allgemeinen Auflage gemacht. Das generelle Tragen von Papierfiltern von der gesamten Bevölkerung reduziert vermutlich die Übertragung des Virus.

    Klinik, Diagnostik

    Nach einer Inkubationszeit von 2 - 10 (maximal 14) Tagen entwickeln sich Fieber, Allgemeinerscheinungen und eine Pneumonie. Schwere Verläufe und Todesfälle kommen besonders bei Älteren und Vorerkrankten vor.

    Die Diagnostik ist im Wesentlichen eine klinische Ausschlussdiagnose. Hierfür hat die WHO eine Falldefinition erstellt. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) hat Mitte Januar ein Nachweisverfahren veröffentlicht. Dieses hat die WHO als ersten diagnostischen Leitfaden veröffentlicht. Hierbei wird das Virus mittels RT-PCR innerhalb weniger Stunden aus Rachenabstrichen oder Sputum nachgewiesen.

    Hinweis für Reisende

    Reisende sollten besonders sorgfältig auf Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen achten. Der Kontakt zu Erkrankten sollte vermieden werden.

    Das Auswärtige Amt hat eine Teilreisewarnung für die Provinz Hubei veröffentlicht. Von nicht notwendigen Reisen in das übrige Staatsgebiet der Volksrepublik China mit Ausnahme der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao wird bis auf weiteres abgeraten. Das Infektionsrisiko für Reisende in Wuhan und der Provinz Hubei wird als hoch eingeschätzt.

    Von Reisen in die Regionen Daegu und Cheongdo in Süd-Korea rät das Auswärtige Amt derzeit ab.

    Die iranischen Behörden fordern dazu auf, nicht erforderliche Reisen in die Städte Teheran, Ghom, Arak und Gilan abzusagen oder zu verschieben.

    Aktuelle Reisehinweise und -warnungen veröffentlicht das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite: www.auswaertiges-amt.de >> Sicher Reisen.

    Insgesamt lohnt es sich aber auch darauf hinzuweisen, dass das aktuelle Erkrankungs- und Komplikationsrisiko durch Influenzaviren höher einzuschätzen ist, als das durch 2019-nCoV. Es wäre viel gewonnen, wenn möglichst viele Reisende (und Nicht-Reisende) gegen Influenza geimpft wären, auch um unnötige COVID-19-Verdachtsfälle zu vermeiden.