• Jan
    29.

    Blickpunkt Mecklenburg Vorpommern...

     

     Mecklenburg-Vorpommern feiert den 250. Geburtstag des Romantikers Caspar David Friedrich

    Schon von weitem gibt sich der markante Turm des Domes St. Nikolai in Greifswald zu erkennen. Von den einheimischen liebevoll der „Lange Nikolaus“ genannt, prägt er zusammen mit den Backsteinkirchen St. Marien und St. Jakob das Panorama der Altstadt.

    Seit der Zeit, als Caspar David Friedrich am 5. September 1774 hier als Sohn eines Seifensieders und Lichtgießers das Licht der Welt erblickte, scheint sich kaum etwas verändert zu haben.

     Um 1821 hielt er die markante Silhouette in einem berühmten Gemälde fest. Dicht drängen sich die von schmalen Gassen durchzogenen Kaufmanns-und Handwerkerhäuser zu einem reizvollen Ensemble. Im Dom St. Nikolai, wo Friedrich getauft wurde, fand am 20. Januar 2024 im Rahmen eines feierlichen Festaktes mit viel Prominenz  die Eröffnung des Jubiläumsjahres statt . Hervorragend renoviert und barrierefrei erschlossen, kann man hier neue Chorfenster bestaunen, welche der berühmte Künstler Ólafur Elíasson entwarf. Inspiriert von Farbspektren Friedrichs illuminieren die Glasbahnen zusammen mit einer Spiegelinstallation den Wandel von Tages- und Jahreszeiten.
    Sprichwörtlich im Schatten des Doms steht das Geburtshaus des Malers, in dem heute das Caspar David-Friedrich-Zentrum Informationen und Ausstellungen zum Leben und Werk des bedeutenden Romantikers vermittelt und einen Einblick in die erhaltene Werkstatt der Familie gewährt. Nach einer umfangreichen Renovierung nach neuesten Standards sind alle Etagen durch einen Aufzug erschlossen und somit auch für Besucher mit Handicap erreichbar.
    Auch wenn Friedrich ab 1794 an der Kunstakademie Kopenhagen studierte und von 1798 an in Dresden lebte, wo er 1840 verstarb, kam er immer wieder zu Besuchen in seine Heimatstadt zurück, nicht ohne Zeichnungen und Gemälde von der Stadt zu fertigen.


    Betrachtet man seine Bilder vom geschäftigen Treiben im Hafen oder den Marktplatz mit den gotischen Giebelhäusern ringsum, so gewinnt man den Eindruck, als sei die Zeit stehen geblieben.

    Insbesondere ließ sich der Maler von der Ruine des Zisterzienserklosters Eldena vor den Toren der Stadt inspirieren. Eingebettet in eine gepflegte Parkanlage und erschlossen von ebenerdigen Wegen beeindruckt das Konglomerat dicker, hoch aufstrebender Bachsteinmauern und Bögen, welche Friedrich malerisch in alle möglichen Gegenden versetzte.

    Zu den Höhenpunkten im „Jahr der Romantik“ gehört eine dreiteilige Ausstellungsfolge im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Über lange Jahre zog sich die Renovierung der ausgedehnten Gebäudegruppe des ehemaligen Franziskanerklosters hin. Weiß getünchte, klar gegliederte klassizistische Fassaden hinterlassen schon äußerlich einen einladenden Eindruck. Innen wie außen gewähren Rampen ein einfaches Erreichen aller Zonen und Ebenen. Von April bis Dezember 2024 werden die drei Sonderschauen unter den Titeln: „Lebenslinien“, „Sehnsuchtsorte“ und „Heimatstadt“ ohne Zweifel viele
    Besucher anlocken. Hauptaugenmerk der Ausstellungen hier sind Bezüge von Friedrichs Kunst und Leben zu Greifswald und der Umgebung. Neben Konzerten, Lesungen, einem Lichtkunstfestival oder einem großen Geburtstagsfest auf dem Greifswalder Marktplatz unter dem Motte „Kuchen für Caspar“ genau am Geburtstag am 5. September sollte man keineswegs jene Orte in der Umgebung aufsuchen, welche Friedrich zu Motiven inspirierte.

    Dazu gehört in erster Linie die Insel Rügen.

     

    Sein Gemälde mit den berühmten Rügener Kreidefelsen wird nun erstmals im Pommerschen Landesmuseum und damit nahe am Ort der Anregung zu sehen sein. Doch wo genau der Maler in der Gegend um den Königsstuhl dieses Motiv illustrierte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

     Zu sehr nagt die Natur an den Kreidefelsen, weshalb man sich nun auch genötigt sah, den markant vorragenden Felsen zu sperren. Seit April 2023 wird er von einem schleifenförmigen Skywalk überspannt, von dem man ihn ausschließlich betrachten kann. Breit ausgelegt und sanft geschwungen bietet der elf Millionen teure Parcours einen Ausblick auf das grandiose Panorama der Ostseeküste.

    Aber auch in der Umgebung finden sich viele weitere Orte, die Friedrich in seinen Bildern verewigte. Als Ausgangspunkt bietet sich das Seebad Binz an, dessen gepflegte Uferpromenade am Strand und prachtvoll verzierten Gründerzeitvillen vorbeiführt. Von hier aus erreicht man schnell die unberührte Natur mit ihren sanften Hügeln, Wiesen Wäldern, archaischen Hühnengräbern,die Friedrich ebenso zu Motiven anregte wie Ausblicke auf die unendliche Weite des Meeres, zur Insel Vilm oder die Aussicht auf die alte Hansestadt Stralsund, dem Einfallstor
    zu Rügen. Hier lohnt vor allem ein Besuch des 2008 eröffneten Ozeaneums, welches mit bequem erschließbaren Aquarien-Rundgängen grandiose Einblicke in die Unterwasserwelt bietet. Von der per Aufzug erreichbaren Dachterrasse des zu den meistbesuchten deutschen Museen zählenden Hauses, dessen vom bekannten Architekten Günther Behnisch entworfene Architektur an vom Meerwasser umflossene Steine erinnert, hat man einen grandiosen Blick auf die Stralsunder Stadtlandschaft mit ihren drei markanten Kirchtürmen, so wie sie Caspar David Friedrich malte.

    Wäre da nicht der moderne Standort, würde man sich in die Zeit vor 250 Jahren versetzt fühlen.