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03.
Porzellan prägt die Handwerks- und Industriegeschichte Thüringens in größtem Maße. In keinem anderen Land Europas ist die Dichte an Betrieben, welche sich mit dem wertvollen Material beschäftigen, so groß wie hier. Bis heute ist diese Porzellan-Kompetenz ungebrochen.
Seit fast 260 Jahren, seit dem Entdecken der lang gesuchten Rohstoffverbindung aus Kaolin, Quarzsand und Feldspat durch Heinrich Macheleid im Jahr 1760, hat es wie kein anderes Produkt Kultur, Handwerk, Industrie und Design beeinflusst. Von ehemals mehr als 300 Betrieben in Thüringen sind bis heute circa 40 geblieben. Die einstigen Hüter des "Arkanums", dem Porzellangeheimnis, sind bis heute diesem einzigartigen Erbe verpflichtet. Sie wahren die Tradition und erfinden diese immer wieder neu auf dem sonst heiß umkämpften Weltmarkt.
Unterstützung bekommt dieses anspruchsvolle Handwerk und Kulturgut seit einigen Jahren aus dem Tourismus.
Der sächsisch-thüringische Unternehmer Sven-Erik Hitzer rettete nicht nur die mittelalterliche Leuchtenburg mit einer authentischen Neuinszenierung des "weißen Goldes", und schuf damit einen Identifikationsanker für eine gesamte Branche. Mit seiner Idee zum "Tag des Thüringer Porzellans" und deren inzwischen 5-jährigen Durchführung erreichte er einen neuen Zusammenhalt der aktuellen Entrepreneure und eine neue geschlossene Wahrnehmung zum Thema Porzellan - auch über die Landesgrenzen hinaus.
Die "Porzelliner" haben sich unter Hitzer, mit dem Thema "Tourismus", auf eine gemeinsame Schnittstelle geeinigt, trotz ihrer ansonsten unterschiedlichen gestalterischen sowie unternehmerischen Produkt- und Vertriebsansätze. Er verhilft mit dieser Idee einem ganzen Industriezweig zu neuem Zusammenhalt und gemeinschaftlicher Stärke.
Ausgehend von der hochprämierten Porzellanweltenschau der Leuchtenburg hat Hitzer die Vision und das Ziel, die Porzellanbranche flächendeckend zu beleben. „So wie vor Jahren die Weingüter nur landwirtschaftliche Betriebe waren und heute dagegen Tourismus, Lifestyle, und Kulinarik vereinen, hat die Thüringer Porzellankultur mindestens das gleiche Potenzial“, meint Hitzer und ergänzt: "Thüringen hat mit dem Thema Porzellan ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal mit einer ungewöhnlich authentischen Tiefe."
Für seine Idee, mit einem eigenen Festtag, dem "Tag des Thüringer Porzellans", jährlich wiederkehrend Menschen für das Porzellan zu begeistern, und gleichzeitig in einem Thüringen umspannenden Netzwerk die Branche zu vereinen, erhält der Unternehmer die diesjährige Auszeichnung des Thüringer Tourismuspreises durch Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und ADAC-Vorstandsmitglied Roland Geiling.
Seit fünf Jahren schon, begeben sich am ersten Wochenende im April mehr als 15.000 Interessierte auf Entdeckungstour. „In unseren Porzellanwelten, einem der erlebnisreichsten Museum europaweit, werden die Gäste durch den Steg der Wünsche, durch die Porzellankirche oder auch das weltweit größte und kleinste Porzellankunstwerk derart mit dem Thema positiv aufgeladen, dass sie dann in den produzierenden Betrieben die Authentizität suchen und natürlich auch mit nach Hause nehmen“, erklärt Wolfgang Fiedler, Chefkurator der Stiftung Leuchtenburg, der seit Jahren neben Hitzer für das Thema im Freistaat kämpft und mit ihm den Preis entgegen nahm. Dampflockbetriebene Unikate stehen neben porzellanfabrizierenden Robotern, künstlerische Spitzenballerinas neben internationalen Designikonen.
Der nächste „Tag des Thüringer Porzellans“ wird unter dem Thema des 100jährigen Bauhaus-Jubiläums am 6. und 7. April 2019 gefeiert.