Mär
13.
Intensive 17 Tage, in denen sich 436 Künstler aus aller Welt in 58 Veranstaltungen an 26 verschiedenen Spielstätten in Dessau-Roßlau, Magdeburg, Halle (Saale), Lutherstadt Wittenberg und Wörlitz auf eine Klangreise zu den Themen der Reformation, der Aufklärung und der Klassischen Moderne begeben haben, liegen hinter dem Festspielpublikum. Die Protagonisten dieser Reise waren Martin Luther, Moses Mendelssohn und Kurt Weill.
Mit den Gästen des umfangreichen Rahmenprogramms, welches unter anderem die Ausstellung „Das verdächtige Saxophon - ,Entartete Musik´ im NS-Staat“ beinhaltete, hatte das Kurt Weill Fest knapp 18.000 Besucher, damit konnte sich das Kurt Weill Fest auf einem sehr hohem Niveau stabilisieren und an das Rekordjahr 2016 (mit 12% Wachstum) anknüpfen.
Thomas Markworth, Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V., unterstreicht: „Gute Musik ist zwingend für ein Kurt Weill Fest. Wichtig zugleich ist die in dem Programm pulsierende Botschaft, dass dieses Fest auf einer besonderen Scholle stattfindet. Auf ihr hat seit jeher der Appell an die Vernunft und das logische Denken eine Heimat. Dieses aufzuzeigen, ist dem 25. Kurt Weill Fest gelungen und ein besonderer Verdienst. Die Forderung nach Freiheit und Toleranz ist hier zu Hause!“
Die Entwicklung, die das Kurt Weill Fest in seiner 25. Ausgabe vollzog, äußert sich nicht allein in Zahlen. Vielmehr wurde sie in der Vielfalt der Musik, die in diesem Jahr in und um Dessau erklang, für jedermann erlebbar. Auf den großen und kleinen Bühnen des Festivals bescherten die Künstler - unter ihnen Größen wie Ulrich Tukur, Julia Hülsmann und Fabian Busch sowie weitere etablierte Stars, aber auch Newcomer wie Aurelia Shimkus - unvergessliche, magische Momente.
Das älteste Rundfunkorchester Deutschlands, das MDR Sinfonieorchester – gegründet inmitten der pulsierenden Zeit der Weimarer Republik - war der ideale Partner für das Musikfest der Klassischen Moderne. Mit seinen drei Konzerten hat das Orchester einen geradezu idealen Leitfaden durch das Programm des 25. Kurt Weill Fest gesponnen. Mit Die sieben Todsünden, Die Verheißung und Braver Soldat Johnny sowie dem Chorprogramm „Reformation & Revolution“ des MDR Rundfunkchores (Höhepunkt) waren die Klangkörper des Mitteldeutschen Rundfunks an allen drei Wochenenden des Festes präsent und wurden vom Publikum gefeiert. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Dreisprung zur Freiheit. Der Philosoph Christian Wolff stand mit seinem Credo „Geselligkeit und die Freyheit zu philosophieren“ Pate für das Projekt. Das Stadtmuseum Halle war dafür der ideale Partner. Anja Schiffel mit ihrer klaren und beeindruckenden Stimme las die Texte des Philosophen Dr. Lars-Thade Ulrichs zu den Themen der Reformation, Aufklärung und Klassischen Moderne.
Das Festival engagierte sich mit dem „Podium Junger Künstler“ erneut in der Nachwuchsförderung. Präsentiert von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, wurden beispielsweise Konzerte mit dem BuJazzO, der Internationalen Ensemble Modern Akademie, Studenten der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und weiteren jungen Solisten geboten. Die Konzerte mit Nils Landgren und dem Junior Jazz Orchestra Dessau sowie der Uni BigBand Halle begeisterten das Publikum im Steintor-Varieté Halle und dem DB-Werk Dessau.
Der Facettenreichtum des Festivals ist nicht zuletzt einem großen Stamm bereits lange verbundener wie auch neu hinzugekommener Sponsoren und Förderer zu verdanken. Die Programme des Artist-in-Residence MDR Klangkörper ermöglichte LOTTO Sachsen-Anhalt. Die NORD/LB Landesbank für Sachsen-Anhalt präsentierte unter anderem das Eröffnungskonzert, während die Aufführung des Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny durch die Stadtwerke Dessau Gestalt annahm. Dieses Jahr konnte für die Umsetzung des Galakonzertes die Kunststiftung Sachsen-Anhalt und die Kloster Bergesche Stiftung gewonnen werden.
Das 26. Kurt Weill Fest findet vom 22. Februar bis 11. März 2018 statt und steht unter dem Motto „Weill auf die Bühne!“. Kurt Weill stellte 1927 zum Musiktheater folgendes fest: „Ich entdeckte bald, dass die speziellen Erfordernisse des Opernhauses, seiner Darsteller und seines Publikums, mich zwangen, gewisse Elemente des herkömmlichen Theaters zu opfern. Es war zu dieser Zeit, dass ich von einer besonderen Art des musikalischen Theaters zu träumen begann, in dem Drama und Musik, gesprochenes Wort, Song und Bewegung völlig vereint sein würden.“ Auch die neue Intendanz für 2018 setzt auf das erfolgreiche Festival-Konzept. So wird es unter anderem eine Artist-in-Residence geben, das „Podium Junger Künstler“ wird fortgeführt werden und auch die Spielstätten Magdeburg und Halle (Saale) werden weiterhin Bestandteil des Festivals sein. Zwar will die Intendanz, offiziell erst ab 01. April 2017 im Amt, noch nicht viel zu den Programmplänen 2018 verraten. Dennoch - so viel kann verraten werden - wird der Einfluss auf die Entwicklung des Musiktheaters in Deutschland und Amerika im Vordergrund stehen. Das Anhaltische Theater Dessau wird dafür erstmals wieder seit 1998 vollszenisch Die Dreigroschenoper auf die Bühne bringen. Zu dem Eröffnungskonzert mit der Anhaltischen Philharmonie unter der Leitung seines Generalmusikdirektors Markus L. Frank werden die Gewinner der Lotte Lenya Competition eingeladen.
Von: Robert Unger