• Nov
    16.

    Kardiale Magnetresonanztomographie: Neue Einblicke in Struktur und Funktion des Herzmuskels

    Eine Magnetresonanztomographie (MRT), auch „Kernspin“ genannt, wird wie die Computertomographie (CT) in einer längeren Röhre durchgeführt. Anders als das CT kommt die MRT ohne Röntgenstrahlung aus. Der wichtigste Unterschied ist jedoch, dass im MRT neben den Knochen auch Weichteile abgebildet werden. Dazu gehört der Herzmuskel. Da moderne MRT-Geräte Bilder in kurzer Abfolge ermöglichen, können Kardiologen die Herzaktion aufzeichnen. „Die Kardio-MRT hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem Untersuchungsinstrument für Erkrankungen von Herz und Blutgefäßen entwickelt“, sagt Professor Dr. Michael Markl von der Feinberg School of Medicine in Chicago. Dies gelte nicht nur für die USA, auch in Deutschland würde die Technik an Universitäten und anderen größeren Kliniken genutzt.

     Die Vorteile des Kardio-MRT liegen laut Professor Markl darin, dass es nicht nur Herzmuskel und Herzklappen in Aktion zeigt. Die Ärzte können auch die Blutströmung beurteilen. Professor Markl erklärt: „Über die Verfolgung der dynamischen Veränderung der Fliessprofile über den Herzzyklus lässt sich so die dynamische Ausbreitung der Flusswelle quantitativ exakt verfolgen.“ Störungen der Blutströmungsprofile können nach Aussage des Expertens ein erstes Zeichen für Herzklappenerkrankungen sein. Die häufigste Erkrankung im Alter ist eine Verengung der Aortenklappe, die den Bluttransport in die Hauptschlagader behindert. Professor Markl erläutert die Folgen: „Schon kleine Verengungen führen zu Verwirbelungen, die den regelmäßigen Ablauf beeinträchtigen.“

     Im Kardio-MRT können auch die Struktur und Funktion des Herzmuskels beurteilt werden. Nach Injektion eines Kontrastmittels in die Vene sehen die Ärzte im MRT, ob alle Anteile des Herzmuskels durchblutet werden. „Nach einem Herzinfarkt zeigt die Kardio-MRT, welche Anteile des Herzmuskels abgestorben sind“, sagt Professor Markl. Auch ein Stresstest ist möglich. Die Patienten erhalten ein Medikament, das die Blutgefäße erweitert oder die Muskelaktion steigert. Professor Markl erklärt: „Im Stress-MRT sehen wir dann, wie der Herzmuskel auf die Belastung reagiert.“ Beide Untersuchungen sind ungefährlich, da die Herzaktion durch ein EKG überprüft wird und die Ärzte schnell auf Probleme reagieren können.

    Das Kardio-MRT ist auch für die Forschung ein wichtiges Instrument. „Wir wissen im Grunde genommen wenig über das Zusammenspiel der Herzaktivität mit den elastischen Blutgefäßen“, sagt Professor Markl: Das Herz pumpe im Normalzustand pro Minute knapp 5 Liter Blut durch ein Röhrensystem von nur 0,01 mm dicken Kapillaren und von dort wieder ins Herz zurück. Dafür benötige es nur eine Leistung von 1 Watt. Professor Markl verdeutlicht: „Das ist wesentlich effizienter als jedes bisher vom Menschen entwickelte Röhrensystem.“ Über die Leistung der kardialen Magnetresonanztomographie für die Diagnostik und Therapie kardiologischer Erkrankungen sprach Professor Markl im Symposium „Acquisitions in cardiac imaging – state of the art and beyond“ am 15. November auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE in Düsseldorf.