Mär
09.
Unter diesem Motto stand die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im Rahmen des Destinationen Days des ITB Berlin Kongresses. Zunächst gab es semantische Unstimmigkeiten: Für Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, klingt Frühling zu saisonal - er geht von einem jahrelangen turbulenten Prozess aus. Zudem assoziiere man den Prager Frühling, der immerhin gescheitert sei. Mounir Fakhry Abdel Nour, der ägyptische Tourismusminister, störte sich am Begriff der Rebellion, denn die allermeisten Ägypter wüssten inzwischen, wohin sie wollten - zu einem modernen, demokratischen und säkularen System, und das ginge recht schnell, auch aufgrund langjähriger demokratischer Erfahrungen vor 1952. Sein Amtskollege Lahcen Haddad aus Marokko stimmte wiederum Perthes zu und sieht insgesamt keinen einfachen Weg, sondern „eine lange Straße voller Schlaglöcher“, gab vor allem aber zu Bedenken, dass jedes Land anders sei. In Marokko sei die Demokratie akzeptiert, der Islamismus moderat - und der Tourismus stabil. Zustimmung fand er bei Manfred Schreiber, dem Gebietsleiter Naher Osten bei Studiosus Reisen: Kommende instabile Jahre müssten nicht zwangsläufig mit einer Krise des Tourismus einhergehen. Wichtig sei, dass die Kunden ein sicheres Gefühl hätten. Dietmar Gunz, CEO der FTI Group, die seit 20 Jahren in Ägypten aktiv ist, konnte bei seinen Kunden während der Unruhen keine Panik beobachten („Die Kunden haben gelernt, mit Gefahren respektvoll umzugehen“) - bereits im Juli sei der Buchungsstand vom Januar 2011 wieder erreicht worden; Exkursionen nach Kairo habe es aber vorerst nicht gegeben. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit den Tourismusministerien: „Das Marketing funktioniert.“
Die Unruhen haben auch gelehrt, die Unterschiede der arabischen Länder zu erkennen. Es handele sich eben um keine homogene Region, und das sei auch positiv zu nutzen, sagte Lahcen Haddad. Man dürfe auch nicht zu stark auf Europa als Quellregion fokussieren: Viele Touristen kämen aktuell aus den Golfstaaten, aber auch den Inlandstourismus wolle man nun in Marokko entwickeln. Sein Kollege Abdel Nour aus Ägypten betonte, dass ein demokratisches Umfeld, in dem die Menschenrechte geachtet werden, Wachstum und Entwicklung befördere - in Ägypten strebe man nach einer Verdoppelung der Touristenzahlen bis 2017. Marokko wolle bis 2020 unter den weltweiten Top-20-Destinationen gelistet werden, sagte Lahcen Haddad in seinem Abschluss-Statement. „Dafür investieren wir in den kommenden Jahren 20 Milliarden Dollar auch in nachhaltigen Tourismus.“
Volker Perthes betonte abschließend noch einmal die Unterschiedlichkeit der arabischen Länder: „Die Ereignisse in Syrien tragen dazu bei, dies zu erkennen.“ Und die Moderatorin des Forums, Heba Aziz aus Oman, gab dem voll besetzten Auditorium mit auf den Weg, dass selbst, sollte sich irgendwo in der Region eine Eiszeit einstellen, Eis in der arabischen Hitze zwangsläufig schnell schmelze.
Von: Robert Kluge Pressemitteilung