Mär
08.
Sind Bier und Bikini in Zukunft in Ägypten tabu? Und lassen sich Badeziele am Roten Meer vielleicht leichter vermarkten, wenn dem Urlauber bei der Buchung gar nicht bewusst ist, dass sein Traumstrand in Ägypten liegt? Dies waren einige Fragen, zu denen sich der ägyptische Tourismusminister Mounior Fakhry Abdel Nour und Vertreter der Egypt Tourism Authority (ETA) am Mittwoch auf der ITB Berlin äußerten. „Ägypten ein Jahr nach der Revolution: Wie geht es politisch, wirtschaftlich und touristisch weiter?“ war das Thema einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde. Das nordafrikanische Land, das machte Minister Mounir Fakhry Abdel Nour deutlich, befindet sich in der Phase eines politischen Systemwandels. „Touristen, die jetzt zu uns kommen, unterstützen uns ökonomisch - und damit auch unsere Ziele wie Demokratie, Freiheit und Respekt vor den Menschenrechten“. Der Minister führte an, dass es aus seiner Sicht derzeit drei Hauptgründe gäbe, Ägypten zu besuchen. Zum ersten sei es ein phantastisches Reiseland, zum anderen würde der Prozess Richtung Freiheit und Demokratie ökonomisch unterstützt, zum dritten – so der Minister sehr deutlich - hätte ein wirtschaftlicher Verfall Ägyptens für Westeuropa dramatische Konsequenzen. Ein Niedergang Ägyptens, so Mounir Fakhry Abdel Nour, wäre der Auftakt zu einer sehr schwierigen Periode für die gesamte arabische und islamische Welt. „Unterstützt Ägypten für eure eigene Sicherheit!“, appellierte Mounir Fakhry Abdel Nour.
Die ökonomische Bedeutung des Tourismus für Ägypten kann kaum überschätzt werden, das machte das Statement von Dr. Ibrahim A. Hegazy deutlich. Der Professor an der amerikanischen Universität in Kairo und Vertreter der ETA führte an, dass der Anteil des Tourismus am ägyptischen Bruttosozialprodukt im Jahr 2010 bei 11,3 Prozent gelegen habe. Das Land habe durch den Tourismus rund 12,5 Milliarden US Dollar an Devisen eingenommen. Bis zum Jahr 2017, so der Plan der ETA, solle sich dies verdoppeln. Bereits heute sei einer von sechs Arbeitsplätzen in Ägypten direkt vom Tourismus abhängig, indirekt seien so gut wie alle Ägypter mit dem Tourismus verbunden. Aus diesem Grund, so prognostizierte Hegazy, könnten die neuen politisch Verantwortlichen in einem demokratischen System auch keine Entscheidungen treffen, die dem Tourismus schaden. Ägypten, so versicherte Hegazy, werde die Gewohnheiten und Bräuche der Touristen weiterhin respektieren - dazu gehöre auch die Freiheit, Bier zu trinken und Bikinis zu tragen. Die Tourismusindustrie diskutiere diese Themen intensiv mit den neu gewählten Parlamentariern, es gebe bislang keine Gesetze, die Touristen einschränken. „Es gibt lediglich ein paar Gerüchte, die von Massenmedien verbreitet werden, die damit Auflage machen wollen, aber es gibt keine offiziellen Beschlüsse“, erklärte Hegazy.
Dass Ägypten zur Normalität zurückgekehrt ist, berichtete Dr. Rainer Herret von der Deutsch-Arabischen Industrie - und Handwerkskammer. „Die deutsche Community in Ägypten ist sehr optimistisch, alle Firmen sind in Ägypten geblieben, die Produktion war fast nirgends unterbrochen“, erläuterte Herret. Eine rasche Rückkehr zur Normalität, das sind auch die Ziele des Tourismusministers. Er will bereits in diesem Jahr den Einbruch des vergangenen Jahres wieder aufholen – und bis zum Jahr 2017 will er pro Jahr sogar 30 Millionen ausländische Besucher empfangen.
Wie es touristisch in Ägypten weitergeht, so Hans-Gustav Koch vom Deutschen Reiseverband, hänge ganz davon ab, was in Ägypten weiter passiert. In seinem Statement zeigte sich Koch optimistisch: „Ägypten ist ein phantastisches Urlaubsland – und ich glaube, dass es definitiv auf dem richtigen Weg ist.“ Da Touristen sehr viel Wert auf Sicherheit legten, empfahl er den Verantwortlichen aus Ägypten, „sehr deutlich zu machen, dass es im Land sicher ist.“ Im Gegensatz zu Kairo, so erklärte Koch, seien die Resorts am Roten Meer selbst im Januar 2011 sicher gewesen. Die Anregung eines Reisebüro-Praktikers, Sharm el Shaik und Hurghada in Zukunft stärker als eigene Destinationen zu vermarkten und das Land Ägypten dabei gar nicht mehr zu erwähnen, fanden die ägyptischen Tourismusverantwortlichen zumindest teilweise bedenkenswert. „Wir setzen in unserer Kommunikationsstrategie klar auf eine Segmentierung der Destinationen, insbesondere vermarkten wir die Badeorte am Roten Meer getrennt vom Nil und von Kairo. Das hat auch im vergangenen Jahr teilweise gewirkt, denn auch 2011 zählte Ägypten trotz des massiven Einbruchs immer noch rund 10 Millionen Besucher“, berichtete ETA-Chairman Amr El Ezabi.
Halle 23a, Stand 100
Von: Pressemitteilung